KONFIRMATIONSSPRUCH:
„Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte“ (Jer. 31,3)
Das war mein Konfirmationsspruch, mit dem ich ehrlich gesagt zunächst nicht viel anfangen konnte.
Aufgewachsen in einem tief gläubigen Elternhaus hatte ich nur immer gehört, dass man Gott suchen muss, dass man sich für Gott entscheiden und ihn in sein Leben bitten muss. Eben immer etwas, das man „machen“ musste. Das alles hatte ich bereits vor meiner Konfirmation getan. Wieso also „zu mir gezogen aus lauter Güte“? Bis ich das wirklich in ganzer Tiefe verstehen konnte vergingen fast 40 Jahre.
Zunächst waren damals zwei Dinge in meinem Leben wichtig. Meine Liebe für Pferde, die schon immer da war, und mein Glauben. Gerne wäre ich in die Inlandsmission gegangen. Schon als Teenager fühlte ich mich zu diesem Dienst berufen. Ich konnte gar nicht anders, als von IHM zu erzählen. Aber wie sollte man die Pferdeliebe und die Liebe für Gott vereinen? Fast fühlte ich mich schuldig wegen meiner großen, tiefen Pferdeleidenschaft.
Leider ließ ich mich von beidem abbringen. Von den Pferden, weil ich nach einem schweren Reitunfall das Vertrauen in Reitlehrer verloren hatte und mir trotz meiner Jugend klar war, dass ich ohne Unterricht den Pferden wohl eher schaden würde. Von einem Leben, in dem ich von Gott erzählen wollte, kam ich letztlich durch meinen Vater ab. Als ich ihm von diesem Wunsch erzählte bekam ich zur Antwort, dass Frauen in der Kirche den Mund zu halten hätten. Punkt! Pferde und Mission kamen also in die Mottenkiste meines Daseins.
ICH KEHRTE DER KIRCHE DEN RÜCKEN
Gott sei Dank jedoch nicht mein Glaube. Obwohl sich dieser auch nicht recht weiterentwickelte. Die Entwicklungen in unserer Kirche ließen mich erschaudern. So sehr, dass ich der Kirche den Rücken kehrte. In meinem Umfeld gab es bis auf meine Eltern sehr bald keine Christen mehr. Mein Glaube war da, aber er geriet in den Hintergrund. Mir wurde viel, sehr viel geschenkt. Im Grunde hatten sich irgendwann fast alle Wünsche in meinem Leben erfüllt, aber ich kann nicht sagen, dass mein Leben in dieser Zeit besonders gut war. Von Bekannten hörte ich in dieser Zeit oft: „Bleib wie du bist!“ irgendwie fand ich das von Mal zu Mal empörender. Trauten die mir denn kein inneres Wachstum mehr zu? Rebellisch antwortete ich immer öfter, dass ich nicht bleiben möchte wie ich bin, sondern so werden wolle, wie Gott mich gewollt hat. Und dann kam ER, der treue Gott, der Vater, der mich schon je und je geliebt hatte, und sagte „Komm, versuch’s noch einmal“.
Zunächst kam ich an einem neuen Wohnort wieder in eine Gemeinde. Ich wurde vom Pfarrer in die Gemeindearbeit und später ins Presbyterium geholt. Die Initiative ging nicht von mir aus. Ebenso ohne mein Zutun kamen wieder Pferde in mein Leben. Meine Pferde. Eigene Pferde. So, wie ich es mir immer gewünscht und erträumt, aber nie für möglich gehalten hatte. Mein erstes Pferd, gefunden auf einer abgelegenen Weide, durfte leider nach wohl vielen schlechten Jahren nur etwa drei Wochen in meinem Schutz leben und hat dann mit seinem Kopf in meinem Schoß den letzten Atemzug gemacht. Und dann kam mein damals 14jähriger, wunderschöner und sehr sportliche Trakehner Wallach, der mich mit seinem Temperament und seinen Starallüren bis heute vor große Aufgaben stellt, als unerwartetes Geschenk meines Mannes in mein Leben. Durch die Probleme mit meinem Pferd, dem geliehenen Buch einer Freundin und einem fast „zufälligen“ Treffen, also auch ohne mein Zutun, kam der Kontakt zu Peter Pfister und durch ihn zu SRS. SRS bedeutet „Sportler ruft Sportler“ und ist eine 1971 von Helmfried Riecker gegründeten Sportmission mit einer großen Abteilung Pferdesport. Und schon war ich eine von Vielen, die Pferde liebten und von Gott reden wollten. Irgendwie war es ein Reset - alles auf Anfang.
GOTTES FÜHRUNG UND UNTERSTÜTZUNG
Mein Wissen und Können rund ums Pferd kamen in den nächsten Jahren auf eine ganz andere Ebene.
Gesundheitliche Probleme sowohl bei meinem Pferd als auch bei mir machten das Reiten unmöglich. Wir mussten uns neue Betätigungsfelder suchen und kamen über lange gemeinsame Spaziergänge und Boden-/Gelassenheitsarbeit zur klassischen Pferdeausbildung am Langen Zügel und zur Doppellonge. Hierin blühten wir beide ungeahnt auf. Wir kamen auf ein Niveau, das ich im Sattel nie und nimmer erreicht hätte. Auf dem Weg dorthin wollte und musste ich natürlich viel lernen, was mir jedoch nicht nur Freude machte, sondern ich merkte auch Gottes Führung und Unterstützung überaus deutlich.
Ich war überglücklich. Das schlechte Gewissen wegen meiner Pferdeleidenschaft war einem großen Dank dafür an den Schöpfer gewichen.
UND ES TAT ALLES SO GUT!
Vor Allem aber begann ich nach dem Treffen mit Peter Pfister noch einmal sehr im Glauben zu reifen und ich erkannte nicht nur eine ganz neue Intensität im Glauben, nicht nur tiefgreifende und befreiende Wahrheiten, sondern endlich auch das große Geschenk, dass ER, dass Gott mich zu sich gezogen hat. Es war SEIN „machen“, nicht meines. Und es tat alles so gut! Ich war plötzlich ich. Ich fing wirklich an so zu sein, wie ER mich erdacht hat. Mit der Leidenschaft für Pferde und für Gott ausgestattet, die mich einfach immer wieder von IHM erzählen lässt, und dem unbedingten Willen, beides zu SEINER Ehre zusammenzubringen und auszufüllen.
Nach SEINEM Willen und mit SEINER Hilfe, denn ohne sie vermag ich nichts. Ich bin angewiesen auf SEINE Güte, auf SEIN Zu-sich-ziehen! Jeden Tag. Das erkennen zu dürfen ist eine Gnade. Es geschieht, weil ER mich geliebt hat. Je und je.
Cornelia Bagheri