SOS- neues Pferd gesucht- dringend!
Der Verlust
Gottes Gegenwart und Führung habe ich im Jahr 2018 auf besondere Art und Weise erleben dürfen: In der Nacht des 24. Mai starb mein Westfalenwallach Fiasco ganz unerwartet. Wir mussten ihn aufgrund einer Kolik einschläfern lassen. Nie zuvor hatte Fiasco eine Kolik gehabt und diese erste und letzte kam so plötzlich und heftig, wie ich es noch nie zuvor bei irgendeinem Pferd miterlebt hatte. Trotz der Trauer über Fiascos Tod und dessen Verlust spürte ich ein Gefühl der Dankbarkeit, dass ihm durch diesen schnellen Tod ein längeres Leiden erspart geblieben war. Aber er hinterließ natürlich eine große Lücke. Zwanzig Jahre lang hatte ich ihn gekannt, zwölf Jahre lang war er in meinem Besitz gewesen. Nicht nur ich, auch unsere Kinder hatten ihn sehr geliebt und ihre ersten Reiterfahrungen mit ihm sammeln dürfen. Als ich in dieser Nacht endlich im Bett lag, konnte ich kaum schlafen. Meine Gedanken kreisten um die Frage, was ich jetzt mit meinem Welsh Cob Wallach Twain anfangen würde, damit er nicht alleine bleiben musste. Schließlich waren Twain und Fiasco seit zwölf Jahren in einer Zweier WG bei uns im Offenstall zusammen gewesen und für mich war klar, dass ich den trauernden Twain nicht hätte alleine lassen wollen.
Die Übergangslösung
Dieses Problem löste am nächsten Morgen meine Freundin Petra für mich, die mir sofort anbot, Twain zu ihr zu bringen und neben ihre Pferde auf ein Stück Weide zu stellen. Ich war unglaublich erleichtert und brachte Twain noch am gleichen Tag zu ihr. Obwohl ich nun keinen Stress mehr hatte, ganz schnell neue Gesellschaft für Twain finden zu müssen, war mir trotzdem klar, dass die Suche nach einem neuen Pferd nicht ewig dauern durfte. Schließlich wollte ich Petras Gastfreundschaft nicht überstrapazieren und außerdem erschien mir die Leere im heimatlichen Offenstall enorm.
Die Suche
Also begab ich mich direkt auf die Suche nach einem neuen Pferd. Ich hatte zwar in den vergangenen Jahren schon ein kleines Budget für diesen Zweck angelegt, doch das hatte eigentlich noch ein paar Jahre anwachsen sollen und hätte noch nicht gereicht, um davon ein gesundes und gerittenes Pferd zu erwerben. Aber auch diese Tatsache wurde gar nicht erst zum Problem, da meine Eltern direkt zusagten, dass sie den Kaufpreis für ein neues Pferd übernehmen würden- ich hatte sie weder um Geld gebeten noch von meiner Finanzlücke berichtet. Ich war unendlich dankbar und begann nun ernsthaft mit der Suche eines Pferdes im Internet. Doch erst jetzt wurde mir klar, wie schwierig die Suche werden würde. Meine Vorstellung davon, wie das neue Pferd beschaffen sein sollte, waren ziemlich konkret. Ich machte eine lange Liste von Eigenschaften, die das Wunschpferd haben sollte. Da das neue Pferd dauerhaft auch Reitpferd für unsere Kinder (3 und 5) werden sollte, musste es eine Menge Eigenschaften vereinen: Gehfreudig und gelassen sollte es sein, brav im Umgang, geländeerfahren, sanft, groß genug für mich, handlich genug für die Kinder, Spaß am Springen sollte es haben, gesund sollte es sein und möglichst mit nachvollziehbarer Vergangenheit… Meine Liste wurde immer länger. Ich bat Gott um Hilfe für meine Suche. In den vergangenen Jahren hatte ich immer gedacht, ich würde irgendwann Spaß daran haben, mir noch einmal ein Pferd aussuchen zu dürfen. Mit den fünfzehn Jahren Abstand, die zwischen Twains Kauf und heute liegen, habe ich viele Erfahrungen gemacht und hatte mich darauf gefreut, diese beim Kauf eines neuen Pferdes noch mal anwenden zu können und ein perfekt zu mir passendes Pferd zu kaufen. Soweit die Theorie. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass im Internet zwar viele Tausend Pferd angeboten wurden, aber das passende für mich nicht dabei war. Ich schickte eine hilfesuchende Rundmail an meine Pferdbekanntschaften und bekam fortan so manchen Link oder Tipp zugeschickt, aber nichts schien zu passen.
Ich war überfordert
Als ich mir nach einer Woche die ersten drei Ponys anguckte, merkte ich, dass es mir keinen Spaß machte. Fiascos Tod war erst eine Woche her und ich fühlte mich überfordert. Für jedes Pferd, das ich angucken wollte, war eine logistische Vorleistung zu bewältigen. Ich musste Termine absagen, die Kinder unterbringen und fühlte mich außerdem ziemlich kraftlos. Eines der Ponys war aufgrund der Beschreibung in der Verkaufsanzeige mein absoluter Favorit gewesen und als es nun vor mir stand, war ich geplättet: Live sah es winzig aus. Ich ritt weder besagtes Pony noch die zwei anderen Kandidaten Probe. Auf dem Weg nach Hause schwirrte mir der Kopf. Mir war bewusst, dass ich nicht nur nach einem passenden vierbeinigen Partner für mich suchte, sondern auch die Verantwortung hatte, dass dieses neue Familienmitglied unsere Kinder sicher von A nach B tragen würde. Und diese Entscheidung traf man im besten Fall für die nächsten zwanzig Jahre! Und das innerhalb von ein oder zwei Besichtigungsterminen!! Mich beschlich die Vorahnung, dass ich Kompromisse würde machen müssen oder ewig suchen konnte. Ich bat Gott immer wieder im Gebet darum, mir das passende Pony zu zeigen.
Wie gut alles an Gott abgeben zu dürfen
In der Woche darauf fuhr ich dann aufgrund einer vielversprechenden Verkaufsanzeige bis nach Bayern. Nach mehreren Staus kam ich am frühen Abend bei der angegebenen Adresse an und erlebte beim Probereiten eines fünfjährigen Connemaras einige kleine Abenteuer- unter anderem fuhr die Verkäuferin mit ihrem Pick Up hupend hinter mir her durch’s Gelände, um mir zu demonstrieren, wie unerschrocken ihr Pony sei. Das Pony faszinierte mich, aber ich war dennoch unentschlossen. War „Drombane Boy“ nun der Kandidat, der zu unserer Familie passen würde oder war er es nicht? Die ganze fünfstündige Rückfahrt war ich in Gedanken und beschloss schließlich, noch ein weiteres Pony zu besichtigen und dann eine Entscheidung zu treffen. Vier Tage Bedenkzeit hatte ich, bis die nächsten Interessenten für Drombane Boy kommen wollten. Zwei Tage nach meinem Trip nach Bayern ritt ich noch ein weiteres Pony Probe. Wieder ein Connemara, wieder ein sympathischer Kerl, der aufgrund einer vielversprechenden Verkaufsanzeige mein Interesse geweckt hatte. Nach diesem Proberitt betete ich um Weisheit. Mir war klar, dass es eines der beiden Ponys werden würde, aber die Entscheidung zwischen den Beiden fiel schwer. Nach einem Gebet und einem Besuch bei Petra und Twain war mir klar, dass ich mein Herz in Bayern verloren hatte. Ich wollte Drombane Boy kaufen.
Der Kauf
Kurz vor der Unterschrift des Kaufvertrags wurde mir dann doch noch mal mulmig. Der Kaufvertrag war sehr undurchsichtig und mein Mann und ich recherchierten Stunden im Internet, um die Klauseln darin verstehen zu können. Mit einem komischen Gefühl im Bauch unterschrieb ich schließlich. Schließlich hatte ich mündlich bereits zugesagt und das Pony hatte mich beim Proberitt doch voll überzeugt. Daran hielt ich fest. Die Anspannung war auch deshalb so groß, weil ich schließlich das Geld meiner Eltern investierte. Ich war froh, dass ich meine Sorgen und Bedenken bei Gott aussprechen konnte.
Gott hatte alles gut gelenkt
Neun Tage nach meinem Proberitt und drei Wochen nach Fiascos Tod zog Drombane Boy bei uns ein. Twain hatte ich kurz vorher abgeholt, so dass sich die Ponys bei der Ankunft unseres Neulings direkt kennenlernen konnten. Schon kurz darauf war klar, dass die beiden sich angefreundet hatten: Schon am dritten Tag kraulten sie sich gegenseitig Fell und Mähne. Ich war total glücklich. Drombane Boy hat nun den Spritznamen John. Er ist unglaublich freundlich, neugierig, gelassen und hat ein angenehmes Temperament. Die Kinder fühlen sich auf seinem Rücken genauso wohl wie ich. Er erfüllt tatsächlich alle Punkte auf der langen Wunschliste, die ich zu Beginn meiner Pferdesuche geschrieben hatte. Ich bin Gott unglaublich dankbar für all das, was ich in den letzten Monaten erleben durfte.
Sonja Schnietz www.reiterdurchblick.de