Ich wuchs in einer normalen bürgerlichen Familie auf.
Meine Eltern waren beide berufstätig, meine 2 Brüder und ich waren nachmittags nach der Schule immer draußen. Was zu Hause eigentlich los war, merkte ich erst im pubertären Alter.
Meine Mutter litt sehr unter dem starken Alkoholkonsum meines Vaters (heute ist er seit Jahren trocken, ich bin unendlich stolz und dankbar dafür) und war mit der Erziehung von uns alleine; was für Sie nicht immer leicht war, da wir 3 ihr das Leben nicht gerade leicht gemacht haben. Daher war ich als Kind auch nie in der Kirche oder glaubte an Gott.
1x in der Woche durfte ich zum Reitunterricht gehen. Das war für mich das Größte, bis ich einen schweren Reitunfall hatte. Danach war Schluss mit dem Reiten, das Vertrauen war weg und die Angst zu groß.
In der Schule hatte ich mich vom schüchternen zurückhaltenden Mädchen zum Klassenclown entwickelt, weil ich merkte, so Aufmerksamkeit zu bekommen. Schlechte Noten waren das Resultat.
Mich traf es tief in mein Herz
Als junge Erwachsene machte ich die ein oder andere schlechte Erfahrung mit gewalttätigen Männern. Ich fragte mich schon sehr oft, warum denn immer ich, warum muss ich denn bei Allem „Hier“ schreien. Meine damalige Fernbeziehung gab mir immer das Gefühl das ich nichts Wert bin und machte mich täglich so klein mit Hut, dass ich ihm absolut hörig war, dass ich jede Ohrfeige von ihm entschuldigte. Außer meinem heute noch besten Freund, wusste keiner aus der Familie was ich durchmachte.
Als ich den Absprung endlich geschafft hatte lernte ich äußerst misstrauisch, mit 20 Jahren, meinen über alles geliebten Ehemann kennen. Wir bauten zusammen ein Haus und zogen unterhalb eines Reitstalles, auf dem Land ein.
Da ich die Leidenschaft zu den Pferden schon früher hatte, freute ich mich umso mehr die wundervollen Tiere wieder zu sehen, denn vergessen hatte ich sie nie.
Erneuter Schicksalsschlag
Nach vielen Reitstunden hatte ich die Angst verloren und das Vertrauen zu den Pferden, durch eine tolle Reitlehrerin wiedergewonnen.
Dafür bin ich Doris unheimlich dankbar.
Kurz darauf bekam ich auch von Ihr meine lang ersehnte Reitbeteiligung, den Schecken Wallach Little Lord. Er war für mich mein absolutes Traumpferd. Mit ihm ging ich durch dick und dünn.
Lordli, wie ich ihn immer liebevoll nannte, hatte immer ein offenes Ohr für mich. Uns gab es nur im Doppelpack.
Eine Reanimation in meinem Umfeld, bei der ich beteiligt war, brachte mich schwer aus der Bahn. Schlafstörungen, Träume und Bilder plagten mich Nacht für Nacht. Dies brachte mich psychisch an meine Grenzen.
Nach Außen machte ich auf Stark, niemand soll was merken denn man zeigt niemals Schwäche. Traumfänger über dem Bett. Nichts half. Schluss endlich waren es die regelmäßigen Schlaftabletten die mir jede Nacht zum Schlaf verholfen haben.
Faszination
Es war ein schöner sonniger Tag, aber für mich war er eher düster und genauso wie jeder andere Tag auch. Ich brachte Little Lord auf die Koppel, auf der mittig ein Trampolin stand, worauf ich mich legte um ihm beim Grasen zuzusehen.
Meine Reitlehrerin Doris kam nach einer Reitstunde zu mir aufs Trampolin und ich erzählte ihr alles unter starken Tränen, ohne Punkt und Komma. Was alles los war, wie fertig mich das machte und ich das Gefühl hatte, es würde täglich schlimmer statt besser.
Doris stellte mir nur diese eine Frage! Ich wusste ja dass sie und ihr Mann von ganzem Herzen überzeugte Christen sind, aber sie wussten auch, dass ich es nicht bin.
Doris sagte zu mir: „Sabi du weißt, dass es hier jemand gibt, der dich genau so liebt wie du bist und dass Gott dir helfen kann, wenn du es nur zulässt!“
Ich dachte nach und mir war auf einmal so warm ums Herz geworden. Dann lächelte ich. Auf einmal, wie aus dem nichts rannte Lordli los, als hätte er Todesangst. Immer wieder die Koppel auf und ab. Er war nicht zu bremsen, obwohl er das liebste Pferd war und wir eine tolle Bindung hatten, ließ er sich nicht beruhigen einige Minuten lang.
Dadurch wurde unser Gespräch beendet. Danach beruhigte Lordli sich und ließ sich von mir anhalftern und in den Offenstall zurückbringen.
Gott hat an mein Herz geklopft und ist eingetreten
Nach einigen Tagen suchte ich erneut das Gespräch. Es war der 2. Mai 2018, als ich voller Vertrauen mein Leben in die Hände des heiligen Vaters gegeben habe. Denn für mich war klar, wenn mir jemand helfen kann, dann nur der Schöpfer des Himmels und der Erde.
Nach dem Gebet fiel eine Last von mir ab. Ich hatte einen Zufluchtsort! Da war Einer der dich so nimmt wie du bist mit all deinen Fehlern, Sorgen und Ängsten. Ich lernte in Gebeten neue Kraft und Energie zu tanken. Genau eine Woche nachdem ich mein Leben in Gottes Hände gegeben habe, ist Little Lord an einer Kolik gestorben. Selbst eine Not-OP in der Pferdeklinik konnte ihn nicht mehr retten. Für mich brach eine Welt zusammen.
Meine Gebete und die Kraft, die mir meine Mitmenschen in Gebeten schenkten, halfen mir das Geschehene zu verarbeiten und los zu lassen.
Gott tut nichts einfach so, Little Lord hat für mich meine Sorgen, meine verletzte schwarze Herzhälfte mitgenommen und ist mir voraus gegangen, aber wir werden uns wiedersehen.
Ich möchte mit meiner Geschichte jedem Menschen Mut machen! Habt Vertrauen, auch wenn die Angst vor dem Ungewissen da ist! Vertraut Gott und seinem Sohn Jesus Christus und es wird alles gut :-)
Sabrina Wieland